Sprachniveau: ab B2
Personenzahl: 5-8
Spieldauer: ab 20 Minuten
Erklärzeit: ca. 3 Minuten
Teilbar: ja
Dialoge erfinden, Vermutungen äußern, improvisieren ...
Ein schnell erklärtes und sehr kommunikatives Partyspiel, das im DaF-Kontext in sprechfreudigen Fortgeschrittenenkursen (ab B2) sehr gut funktioniert und sich auch "mal für zwischendurch" eignet, da eine Runde nur ca. 5 Minuten dauert.
Die Spieler/innen befinden sich alle gemeinsam an einem von 30 möglichen Orten. Die Bandbreite geht von Restaurant, Universität oder Supermarkt über Kreuzfahrtschiff, Autowerkstatt oder Wellnesstempel bis hin zu Polar-station, Weltraumstation oder Betriebsfeier - wo man eben so hinkommt in einem durchschnittlichen Leben.
Die Liste der prinzipiell möglichen Orte ist allen bekannt, und alle Spieler/ innen wissen auch, wo sie sich in der aktuellen Runde befinden. Fast alle. Denn in die Gruppe hat sich ein/e Spion/in eingeschlichen. Diese/r hat keine Ahnung, wohin es ihn/sie verschlagen hat. Die anderen wiederum wissen nicht, wer der/die Spion/in ist. Und das gilt es herauszufinden.
Reihum stellen sich die Spieler/innen Fragen, die irgendetwas mit dem gemeinsamen Aufenthaltsort zu tun haben. Dabei dürfen sie nicht zu direkt werden, um dem/der Spion/in keine Hinweise zu geben. Denn wenn diese/r den Ort errät, gewinnt er/sie die Runde. Mit zu allgemeinen, aber auch mit "komischen" Fragen bzw. Antworten gerät man jedoch schnell selbst in Verdacht, der/die Spion/in zu sein, man sollte also schon irgendwie signali-sieren, dass man Bescheid weiß ...
Ich habe die russische Originalausgabe "Spyfall", von der auch die Fotos stammen. Also bitte nicht über die russischen Kartenauf-schriften wundern - der Text auf den Karten ist sowieso nicht so wichtig. Das Spiel gibt es mittlerweile in diversen Sprachen, auf Deutsch ist es unter dem Namen "Agent Undercover" erschienen.
Spielautoren: Aleksandr Ushan
Illustrationen: Uildrim, Sergey Dulin
Design: Ivan Sukhovey
20 x 20 x 4,5 cm, ca. 900 g, ca. 15 Euro
Als "Agent Undercover" auf Deutsch und Ungarisch: Piatnik, ca. 25 Euro
Spyfall - das Spiel
SPIELMATERIAL
- 30 Kartensets, bestehend aus je 7 Ortskarten und 1 Spionkarte
- Plastiktütchen zum Sortieren und Aufbewahren der Kartensets
- Spielregel, darin eine Übersicht über alle möglichen Orte
(In der deutsch-ungarischen Ausgabe "Agent Undercover" sind nur 25 Orte)
SPIELIDEE
Vor dem Spiel prägen sich die Spieler/innen die möglichen Örtlichkeiten ein. Es gibt auch eine Übersicht, die sie jederzeit konsultieren können.
Die Karten sind nach Sets geordnet und in Plastiktüten verstaut - jedes Set besteht aus 7 Ortskarten und einer Spionkarte, die ganz oben liegt.
Blind wird ein Set aus der Schachtel gezogen, daraus die entsprechende Anzahl Karten genommen (inklusive der Spionkarte), gemischt und an die Spieler/innen verteilt. Das Ganze, wie gesagt, verdeckt - auch der/die kartenausgebende Spieler/in darf die Vorderseiten zunächst nicht sehen. Dann sehen sich alle ihre Karten heimlich an - bis auf eine/n wissen nun alle, dass sie sich z. B. in einem Supermarkt befinden.
Beginnend mit dem/der Kartenausgeberin stellen sich die Spieler/innen nun gegenseitig Fragen. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt - offene Fragen, geschlossene Fragen, provozierende Fragen ... Wer gefragt wurde, antwortet und darf dann die nächste Frage stellen. Wen man fragt, kann jede/r frei entscheiden - nur direkte Rückfragen an die Person, deren Frage man gerade selbst beantwortet hat, sind nicht zulässig.
Ein Gespräch im Supermarkt kann sich beispielsweise folgendermaßen entwickeln:
- "Jessy, wie oft kommst du hierher?"
- "Ungefähr einmal pro Woche. Yiqiu, wie lange bist du schon hier?"
- "Etwa eine halbe Stunde. Fabio, wie lange bleibst du noch hier?"
- "Ich brauche noch etwa 10 Minuten. Aybüke, kennst du hier jemanden?"
- "Ja, ich bin mit meinem Freund hier. Donghyun, was findest du besonders toll hier?"
- "Das Wetter."
Sofort klopft Jessy auf den Tisch und verkündet, dass sie Donghyun für den Spion hält. Die folgende Abstimmung zeigt, dass auch alle anderen dieser Meinung sind - zu Recht, wie sich herausstellt. Damit endet die Runde.
Generell kann jede/r Spieler/in einmal pro Runde das Spiel zu einem beliebigen Zeitpunkt unterbrechen und eine/n Mitspieler/in als Spion/in verdächtigen. In diesem Fall wird abgestimmt - Ziel ist es, den/die Spion/in einstimmig zu entlarven.
Auch der/die Spion/in kann das Spiel jederzeit unterbrechen, sich outen und eine Vermutung über den Ort abgeben. Liegt er/sie richtig, geht der Sieg an ihn/sie. (Im obigen Beispiel war es dafür noch zu früh: Donghyun konnte zwar durch die mitgehörten Antworten viele Orte ausschließen - Zirkus, Weltraumstation, Polarstation, Kreuzfahrtschiff, Flugzeug etc. -, aber es blieben noch zu viele Möglichkeiten übrig).
Laut Spielregel gibt es prinzipiell einen Wertungsmechanismus: Man vereinbart im Vorfeld eine bestimmte Anzahl von Runden (z. B. 10), und die einzelnen Runden sind zeitlich begrenzt (5-10 Minuten, je nach Anzahl der Spieler/innen).
Als Spion/in bekommt man Punkte, wenn man den Ort errät, oder wenn man die Runde übersteht, ohne sich zu verraten, als Nichtspion/in, wenn man eine Abstimmung initiiert, die zur einstimmigen und korrekten Entlarvung des/der Spionin führt. Wer am Schluss die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt. Man kann das aber auch alles weglassen und das Ganze ohne Wettbewerbscharakter spielen.
Neben der Bezeichnung des Ortes steht auf jeder Karte noch eine Rolle - im obigen Fall des Supermarkts zum Beispiel "Fleischwarenfachverkäufer", "Kunde", "Kassierer" etc. Man kann im Vorfeld vereinbaren, dass die Spieler/innen in diese Rollen schlüpfen, was das Ganze noch interessanter macht.
Spyfall / Agent Undercover im DaF-Unterricht
SPRACHNIVEAU
Wer gut improvisieren kann und über eine gewisse Kommunikationsstärke verfügt, wird schon in einem fortgeschrittenen B1-Kurs viel Spaß mit diesem Spiel haben. Generell setze ich Spyfall aber eher in B2-Kursen ein.
DIDAKTISIERUNG UND EINSATZ IM DAF-BEREICH
Spyfall ist definitiv nur für kommunikationsstarke Gruppen geeignet - wer sonst den Mund nicht aufbekommt, wird es auch bei diesem Spiel nicht tun.
Vor der ersten Runde sollte man die Sets kurz durchgehen und sicherstellen, dass alle verstehen, worum es sich bei den Orten handelt - dieser Schritt ist für mich umso wichtiger, als ich ja nur die russische Variante besitze - was aber bisher nie ein Problem war, die meisten Orte sind durch die Illustrationen selbsterklärend, und wenn man nicht mit den Rollen spielt, ist Spyfall sprachunabhängig.
Eine generelle Schwierigkeit des Spiels besteht darin, sinnvolle Fragen zu finden und Strategien zu entwickeln, wie man zufriedenstellend antworten kann, ohne zu viel zu verraten. Dieses Problem besteht unabhängig von der Sprache. Man kommt da allerdings schnell rein, besonders, wenn man das Ganze öfter spielt.
Für die erste Partie kann man Beispielfragen vorgeben, mit denen man gut ins Spiel starten kann und die je nach Gegebenheit schon als Fangfragen fungieren können, z. B.
- Wie lange bist du schon hier?
- Wie lange willst du hier bleiben?
- Bist du beruflich oder privat hier?
- Gefällt es dir hier? / Was gefällt dir besonders hier?
- Was machst du hier? etc.
ALTERNATIVE VERWENDUNG DER KARTEN
Ich finde die Illustrationen der Karten sehr lustig und gut gemacht. Und von jedem Ort hat man auch noch 7 identische Exemplare -> vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z. B.:
- Wiederholung der Lokalpräpositionen und Wortschatzarbeit, z. B. gegen Ende eines A2-Kurses: "Wo ist der Spion und was macht er?" - "Der Spion ist in der Sandburg. Er hat ein Fernglas in der Hand und beobachtet die Frau."
- Wortschatzarbeit in Richtung "Berufe"
- Agentengeschichten erfinden
etc.
Hast du weitere Ideen, Fragen, Rückmeldungen, Erfahrungsberichte zum Einsatz von Spyfall/Agent Undercover im Deutschunterricht? Unten ist der
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