Sprachniveau: ab B1
Personenzahl: 3-5
Spieldauer: 30-60 Minuten
Erklärzeit: ca. 1 Minute
Teilbar: nein
Geschichten erfinden, Wortschatz Gefühle
Zusatzmaterial: -
Welche Farbe verbindest du mit dem Wort „Appetit“? Und welche Farbe hat Eifersucht für dich? Und warum?
Wie der Titel schon subtil andeutet, müssen die Spieler/innen Begriffe rund ums Thema "Gefühle" mit Farben assoziieren. Das liegt nicht jedem. Und danach müssen sie ihre Auswahl auch noch durch eine kleine, spontane Geschichte illustrieren. Was oft dazu führt, dass sie irgendwas aus dem eigenen Leben erzählen. Das liegt auch nicht jedem.
Ich persönlich renne bei sowas ja immer schreiend weg. Aber "Farben" ist an sich ein gutes DaF-Spiel - schnell erklärt, wenig Vorbereitungsaufwand, kompakt, nicht teuer, und es bietet eine Vielzahl kreativer Sprechanlässe für kommunikationsfreudige Gruppen. Und wenn die Teilnehmer/innen an so etwas Spaß haben, warum nicht? Schließlich muss der Wurm dem Fisch schmecken und nicht dem Angler ...
Wer es etwas weniger abstrakt mag, findet in Eselsbrücke eine gute Alternative, die auf demselben Spielmechanismus basiert.
Farben - das Spiel
SPIELMATERIAL
- 59 doppelseitige Wortkarten mit insgesamt 118 Substantiven rund um das Thema „Gefühle“, das Ganze zweisprachig
- 5 Kartensets mit jeweils zwölf Farbkarten
- 1 Referenzkarte mit den Bezeichnungen der Farben
SPIELIDEE
Die Spieler/innen bekommen jeweils ein identisches Set aus 12 Farbkarten auf die Hand, und die Wortkarten kommen als Stapel in die Mitte.
Gespielt wird über mehrere Runden, die alle gleich verlaufen: Am Anfang jeder Runde wird ein Wort aufgedeckt, z. B. „Faszination“. Reihum denken sich die Spieler/innen nun spontan eine kleine Geschichte dazu aus und assoziieren dabei eine Farbe, die sie aus ihrem Handkartenset auswählen, z. B.
Kseniia: „Mein Neffe ist zwei Jahre alt. Als ich ihn das letzte Mal besucht habe, sind wir spazieren gegangen. Wir waren in seinem Lieblingspark. Dort gibt es Schwäne. Mein Neffe liebt die Schwäne, und wir waren eine halbe Stunde am See und haben die Schwäne beobachtet. Er war ganz fasziniert. Deshalb ist „Faszination“ für mich weiß.“
Richard: „Bei „Faszination“ denke ich an „Faszination Tiere“. Das ist eine Sendung in meinem Heimatland. Ich habe sie als Kind immer gesehen. Das Logo der Sendung ist ein brauner Affe.
Deshalb ist „Faszination“
für mich braun.“
Wenn sie ihre Geschichte erzählt haben, legen die Spieler/innen die gewählte Farb-karte verdeckt in die Mitte. Wie im Bild zu sehen, unterscheiden sich die Rückseiten
der Farbkarten - man weiß also später, wer welche Karte gelegt hat.
Am Ende jeder Runde werden die benutzten Karten zusammengeschoben. So entstehen kleine Kartenstapel in der Mitte: Oben liegt offen die Wortkarte, darunter sind verdeckt die dazugehörigen Farbkarten der Spieler/innen.
Nach offiziellen Regeln geht das Spiel über 10 Runden. Dann folgt die zweite Phase: Die Stapel werden gleichmäßig verteilt. Je nach
Anzahl der Spieler/innen bekommt jede/r ein bis drei Stapel und muss beweisen, dass er/sie sich noch korrekt an die Farben der Mitspieler/innen erinnern kann. Die Geschichten dienen dabei im
besten Fall als Eselsbrücke.
Richard: „Hmm, Faszination ... Wessen Karte ist das? Ah, Kseniias. Das war die Geschichte mit dem Neffen und den Schwänen, also weiß.“ (Dreht die Karte um und kontrolliert) „Richtig! Und das ist Emre ... Das war blau.“ (kontrolliert) „Richtig! Und das ist meine Karte. Mist, ich kann mich nicht mehr an meine Geschichte erinnern ...“
Es gibt das übliche Punktesystem: Man wird belohnt,
- wenn man sich korrekt an die Farben der Mitspieler/innen erinnert
- für jede eigene Geschichte, an die sich ein/e Mitspieler/in korrekt erinnert - denn das bedeutet, dass die Geschichte gut und einprägsam war
Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.
Farben im DaF-Unterricht
SPRACHNIVEAU
Das Spiel ist für B1-Kurse und höher, eventuell sogar schon für sprechfreudige fortgeschrittene A2-Kurse geeignet. Ich selbst
konnte das Spiel bisher nur in B2-Kursen einsetzen - in den Lehrbüchern ging es um Gefühle, Charaktereigenschaften, einmal sogar explizit um Farben und ihre Bedeutung, und da bot sich das einfach
an.
Der Wortschatz auf den Karten reicht von A1 (Liebe, Spaß, Fehler etc.) bis C1 (Aufopferung, Errungenschaft, Geborgenheit etc.) Da man aber für ein Spiel nur höchstens 10 Karten benötigt, kann man
problemlos vorsortieren, und je nach Zielpublikum helfen auch die Übersetzungen auf den Karten (Die Wortkarten sind zweisprachig, in meiner Ausgabe deutsch-englisch)
DIDAKTISIERUNG UND EINSATZ IM DAF-BEREICH
Bis auf eine eventuelle Vorauswahl der Wortkarten muss man nicht groß didaktisieren, und man kann eigentlich gleich losspielen: Die Spieler/innen bekommen je ein Set mit Farbkarten in die Hand gedrückt, die Lehrkraft deckt die erste Begriffskarte auf, erzählt eine Beispielgeschichte und gibt dann in die Gruppe ab:
„ ... und seitdem ist Faulheit für mich blau. Magda, welche Farbe hat Faulheit für Sie? Und warum? Erzählen Sie.“
Die TN müssen natürlich zu Beginn darauf hingewiesen werden, dass sie die Geschichten als Eselsbrücken verwenden und sich die Farben
merken sollen, und die LK sollte dafür sorgen, dass die Karten korrekt als Stapel abgelegt werden.
Alternative Verwendung der Spielmaterialien / Abwandlung des Spiels im DaF-Unterricht
Laut Regel geht das Spiel über 10 Runden. Das finde ich im Unterricht zu lang und auch generell unpraktikabel - die Spieler/innen geben ihre Farbkarten schließlich ab, das heißt, sie können jede Farbe nur einmal verwenden, und die Farbauswahl wird von Runde zu Runde kleiner. Man kann das Ganze aber unkompliziert anpassen:
- Man spielt nur so viele Runden, wie Spieler/innen mitmachen (also höchstens 5), damit am Schluss jede/r genau einen Stapel bekommt
- Man vereinbart von vornherein nur zwei oder drei Runden, danach schreiben alle verdeckt die Farben auf ein Blatt Papier (z. B. „Angst: Vera - blau, Dariia - rot, Artur - gelb; Hoffnung: Vera - gelb, Dariia - grün, Artur - blau“ etc.) - dann gemeinsame Auswertung
Zum Thema „Alternative Verwendung der Spielmaterialien“:
-
In einem sehr fitten B2-Abendkurs habe ich mal die Farbkartensets an die TN verteilt und im Vorfeld Ausdrücke wie „___fahren“,
„___ hinter den Ohren sein“ etc. an die Tafel geschrieben. Ich habe dann kurz die Bedeutung der Ausdrücke erklärt, und die TN mussten raten, welche Farbe dazu passte, und die entsprechende
Karte hochhalten. Die Übung kam sehr gut an, und da die Gruppe international war, ergaben sich spannende Diskussionen über die unterschiedlichen Assoziationen der
Teilnehmer/innen.
- Für B2/C1: Man geht die Karten systematisch durch und nutzt sie zur Wortschatzarbeit (die Eifersucht -> eifersüchtig auf + Akk, die Gier -> gierig nach + Dat etc.)
Hast du weitere Ideen, Fragen, Rückmeldungen, Erfahrungsberichte zum Einsatz des Spiels Farben im Deutschunterricht?
Unten ist der Kommentarbereich :-)
Siehe auch:
Rezension zu "Eselsbrücke" auf aktiv-mit-deutsch - ähnlicher Mechanismus, aber nicht so abstrakt :-)
Weiterführende Links:
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