Sprachniveau: ab B1
Personenzahl: 2 - ca. 4
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Erklärzeit: 1 Minute
Teilbar: nein
Lexik Schimpfwörter, Körperteile,
Charaktereigenschaften, Fugenelement ...
Und wieder mal ein Memory: Wer die meisten Kartenpaare findet, gewinnt. Bei dieser Ausgabe geht es allerdings um (zusammengesetzte) Schimpfwörter, deren Teile die
Spieler/innen zusammensuchen.
Geht das? Darf man das? Ist das pädagogisch sinnvoll, von wertvoll ganz zu schweigen?
Ich finde: Ja. Das "wertvoll" sei mal dahingestellt, aber sinnvoll ist es schon. Denn das Thema "Schimpfwörter" kommt bei mir in fast jedem Kurs auf: Der gemeine
Berliner an sich ist zu Recht für seine direkte und manchmal, ähm, ruppige Art bekannt, so dass meine Schüler/innen mich immer mal wieder nach Wörtern fragen, die sie irgendwo aufgeschnappt
haben.
Und ich erlebe auch immer wieder, dass selbst fortgeschrittene Lerner/in- nen, die z. T. auch schon ein paar Jahre in Deutschland leben, einzelne Schimpfwörter falsch semantisiert haben - sie nehmen sie eher als Umgangssprache wahr, und es besteht die Gefahr, dass sie sie verwenden, z. B. wenn sie einen (harmlosen und nicht böse gemeinten) Witz machen wollen.
Deshalb halte ich Spiele wie "Schweinebacke" unter gewissen Umständen für sinnvoll, um dieses Problem offensiv anzugehen.
Und gleich vorweg: Die meisten der enthaltenen Wörter sind sowieso eher harmlos, und vielen haftet der Odor der 1990er-Jahre an, so dass sie auf mich eher komisch
und nostalgisch wirken. Mit den interessanteren von ihnen kann man trotzdem ganz gut Wortschatzarbeit machen.
Die Grafik hat ein paar Macken, aber insgesamt ist "Schweinebacke" eine recht witzige Memory-Variante, die ich zwei- bis dreimal pro Jahr in Kursen ab B1 einsetze.
Schweinebacke - das Spiel
SPIELMATERIAL
- 96 Memory-Kärtchen (= 48 Kartenpaare); auf jedem Kärtchen ist der Teil eines Schimpfworts (Arm-leuchter, Schwach-kopf etc.)
- Bei ungünstigem Licht lassen sich einige Kartenpaare farblich schlecht auseinanderhalten - was aber bei mir bisher kein Problem darstellte
SPIELIDEE
Gespielt wird nach den klassischen Memory-Regeln: Die Kärtchen werden mit der Wortseite nach unten auf dem Tisch gemischt. Reihum decken die Spieler/innen zwei der Kärtchen auf. Hat ein/e Spieler/in ein Paar gefunden, kann er/sie die Kärtchen als Siegpunkte an sich nehmen.
Über absurde Kombinationen wie "Puffzicke" oder "Schwachratte" kann und darf dabei zwar gelacht werden, aber nur Karten mit übereinstimmender Kärtchen- und Schriftfarbe bilden ein gültiges Paar.
Gespielt wird, bis alle Kärtchen aufgebraucht sind. Wer dann die meisten Paare vor sich liegen hat, ist Sieger/in.
Schweinebacke im DaF-Unterricht
SPRACHNIVEAU
Spiele dieser Art kann man natürlich theoretisch schon ab A0 einsetzen. Ich nutze "Schweinebacke" aber erst ab ca. B1, und auch das nur, wenn die Teilnehmer/innen eine bestimmte Reife mitbringen. Früher ist aufgrund des speziellen Themas meiner Meinung nach eher kontraproduktiv - es geht ja darum, den Lerner/innen bestimmte Nuancen bewusst zu machen, und nicht um die Vermittlung von Schimpfwörtern (auch wenn sich das natürlich nicht vermeiden lässt).
DIDAKTISIERUNG UND EINSATZ IM DAF-BEREICH
Auf das Spielen nach Memory-Regeln verzichte ich üblicherweise, da es zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Stattdessen lasse ich die Teilnehmer/innen in Kleingruppen die Wortpaare zuordnen, was ca. 4 Minuten dauert und schon mal für gute Stimmung sorgt. Dann weise ich darauf hin, dass viele der Wörter eher veraltet sind, und bespreche ca. 10 relevante Wörter und ihre Bestandteile. Üblicherweise führt das Ganze dann zu weiteren Fragen der Teilnehmer/innen, die häufig auch recht sinnvoll sind, z. B.: "Wie drücke ich beim Arzt bestimmte Sachen situationsadäquat aus?" (Blähungen haben, der Brechreiz, sich übergeben müssen etc.)
Generell lässt sich mit dem Spiel an verschiedene Themen "andocken":
z. B. Personenbeschreibung/Charaktereigenschaften, Körperteile oder - wie bei meinem letzten Einsatz - als Fußnote zum Thema Fugenelement. Da ist man als Lehrkraft recht flexibel.
Wichtig ist aber, dass die Stimmung im Kurs passt: Das Thema "Schimpfwörter vs. Umgangssprache" sollte schon mal aufgekommen sein, und zwar von Seiten der Lerner/innen. Und diese müssen natürlich reif genug sein, das Thema mit der nötigen Sensibilität anzugehen, und sich der Problematik bewusst sein, dass sie als Nichtmuttersprachler/innen bestimmte Bedeutungsnuancen nicht erfassen und beim Gebrauch bestimmter Wörter entsprechend vorsichtig sein müssen.
Natürlich darf und soll bei der Beschäftigung mit "Schweinebacke" auch herzhaft gelacht werden - das Spiel soll ja nicht zuletzt auch die Stimmung auflockern und Lernen in entspanntem Rahmen ermöglichen. Aber das Ganze muss aktuelle Unterrichtsthemen oder Fragen der Schüler/innen aufgreifen, damit es trotzdem Teil des Unterrichts bleibt.
LEXIK DES SPIELS
der Aktenkacker
der Armleuchter
die Arschgeige
das Arschgesicht
die Arschgranate
die Arschkanone
das Arschloch (2x)
der Betonkopf
der Blindgänger (2x)
das Brechmittel
der Drecksack
die Dreckschleuder
die Dumpfbacke
der Flachwichser
die Gewitterziege
der Hühnerficker
der Knallkopf
die Knalltüte (2x)
der Korinthenkacker
der Kotzbrocken
der Lahmarsch
der Pausenclown
die Pestbeule (2x)
die Pissnelke
der Pufflouis
der Rotzlöffel
die Rotznase
die Sackratte
der Saftsack
der Saubeutel
der Schnarchsack
die Schnarchtasse
die Schreckschraube
der Schwachkopf
die Schweinebacke
der Sesselpuper
die Spinatwachtel
der Stinkstiefel
der Volldepp
der Vollidiot
der Volltrottel
das Weichei
der Wichsgriffel
die Zimtzicke
Hast du weitere Ideen, Fragen, Rückmeldungen, Erfahrungsberichte zum Einsatz von "Schweinebacke" im Deutschunterricht? Unten ist der Kommentarbereich :-)
Siehe auch:
Eselsbrücke - ein viel harmloseres Memory zu Komposita mit übertragener Bedeutung
Silhouette - ein viel harmloseres Spiel zur Wortschatzarbeit und für die Veranschaulichung des Fugenelements
Weiterführende Links:
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